Von Heiko Warratz
Streng genommen ist es ja gar kein „Platz“, sondern ein Innenhof. Ich habe ihn erst zwei Mal besucht, doch schon beim ersten Mal übte er eine solche Anziehungskraft auf mich aus, dass ich ihn bei meiner Rückkehr in diese Stadt wieder zielstrebig aufgesucht habe.
Die Rede ist von einem der zahllosen Innenhöfe Palermos auf Sizilien.
Entdeckt habe ich ihn im Jahr 1996. Ich war von meinem Freund eingeladen, seine Familie in Licata (Provinz Agrigento) kennen zu lernen. Bei einer Tagestour, die uns eben auch nach Palermo führte, hat uns Angelo diesen Ort der Stille gezeigt.
Gegenüber der Kathedrale, nicht weit von der berühmten Kreuzung „quattro canti“ liegt dieser Innenhof, der mich sofort in seinen Bann gezogen hat. Eben noch flanierend über die hektischen und lauten Bürgersteige, taucht man ein in ein Meer der Stille. Wie aus der Ferne – und doch nur wenige Meter von der Straße entfernt, hallt der Lärm zu uns herüber. Doch wir haben nur Ohren und Augen für die Ruhe, die sich mit der Schaufensterdekoration einer Puppenwerkstatt vermischt.
Die Palmen lenken unseren Blick nach oben, wo der Himmel auf ein blaues Viereck reduziert zu sein scheint.
Wir setzen uns auf eine Treppenstufe und essen etwas Weißbrot mit Schinken, das wir im Laden um die Ecke gekauft haben. Die Treppe gehört zum Eingang einer Bibliothek, die ich – so habe ich es mir fest vorgenommen – bei meinem nächsten Besuch inspizieren werde.
Hoffentlich bald …