Für Raffaele gibt es nicht schöneres, als sich mit dem Auto selbst auf den Weg nach Italien zu machen. Er kommt aus der Nähe von Stuttgart und startet morgens gegen 6 Uhr, meistens etwas früher. Aber nach Abfolge einiger Rituale.
“Haustüre abschließen, der Wagen ist schon an… Ich steige ein, Sonnenbrille auf und los geht’s. Ich sehe die Sonne aufgehen und habe meistens eine freie Autobahn. Ich liebe diese Fahrten so sehr, dass ich mit Hemd und Anzughose fahre… Das habe ich wohl von meinen Eltern geerbt. ‘Gefahren wird mit Stil, nicht in der Sporthose!’
In Österreich wird dann gefrühstückt, ich kaufe mir eine Schachtel Muratti. Das Frühstück ist wunderbar und ich genieße den Ausblick. Dann geht es weiter…”
Gegen 11:00 Uhr ist er in Bologna… Dort beginnt sein Italien. Davor? “Davor ist noch alles kurz hinter’m Haus”, sagt er. “Kalt, Nebel, doof. Ab Bologna fängt Italien an.” Die erste Pause mit Cappucino und Espresso muss für ihn genau hier sein. Keinen Meter weiter… aber bitte auch keinen früher. “Eine Muratti und mein Espresso. Wieder diese Straße sehen, die Autos, die Raster.”
Er kommt seinem Ziel immer näher, freut sich, genießt es. Genießt die freie Autobahn und die Pferdestärken.
“Regen? Stau? Für mich gar kein Problem.” Stau ist für ihn eine ganz tolle Sache. “Wenn ihr mal im Stau seid, macht mal das Radio aus und schaut euch die anderen Autos samt Insassen an.” Nervige Väter mit nörgelnden Kindern und gereizter Mutter. Frisch verliebte Pärchen im Kleinwagen und vollbepackt für den ersten Zelturlaub in Italien. Das ältere Ärzte-Pärchen im Cabrio, die sich mit Sonnenbrille und Gelassenheit die Reise nicht vermiesen lassen. “Ich liebe es zu beobachten und ein Stau ist der ideale Moment dazu.” Je länger der Stau andauert, desto mehr werden die Nerven belastet, desto mehr lässt sich bei den vorläufigen Nachbarn beobachten.
Und dann kommt Raffaele an. Er macht die Autotür auf, steigt aus, nimmt den Schlüssel, schließt die Tür einer Unterkunft auf und fühlt sich zu Hause angekommen. “Die heiße Luft, die nicht gelüfteten und verdunkelte Räume. Erstmal aufmachen, auspacken, einkaufen, umziehen und was trinken gehen.”
Nach: Neretino, “Mit dem Auto nach Italien”
http://forum.tiamoitalia.de/viewtopic.php?p=27332#p27332