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Mit einem Elektroauto nach Italien in den Urlaub zu fahren, klingt verlockend: Die Aussicht, umweltfreundlich durch die Landschaften zu gleiten und dabei auf der Fahrt italienische Dörfer und Städte zu erkunden, ist für viele ein Traum. Doch die Realität der Ladeinfrastruktur, die unterschiedlichen Ladekarten und die Reichweitenfrage machen diese Reise auch herausfordernd. Hier ein Überblick über die Chancen und Hürden einer E-Auto-Reise nach Italien.

Die schönen Seiten: Entspannt durch die Landschaft

Wer mit dem Elektroauto in Richtung Italien aufbricht, kann eine nachhaltige Reise genießen. Besonders in Norditalien und entlang der Hauptreiserouten in touristischen Regionen hat sich die Ladeinfrastruktur in den letzten Jahren stark verbessert. Viele italienische Städte, von Mailand bis Florenz, bieten mittlerweile ein Netz an öffentlichen Ladepunkten. Zudem bieten italienische Autobahnen an Raststätten und in größeren Städten häufiger Schnellladesäulen an.

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Besonders positiv ist auch die Tatsache, dass viele Hotels in Italien – vor allem in den größeren Städten und beliebten Urlaubsregionen – Ladestationen für E-Autos bereitstellen oder mit Anbietern wie Tesla und Enel X kooperieren. Dies kann die Planung erheblich erleichtern, vor allem, wenn man längere Aufenthalte plant.

Die Herausforderungen: Ladeinfrastruktur und Ladekartenprobleme

Trotz der Fortschritte gibt es einige Herausforderungen. In Süditalien und ländlicheren Gebieten sind Ladestationen weiterhin spärlich gesät, und viele Routen abseits der Hauptverkehrsachsen stellen E-Autofahrer noch vor Schwierigkeiten. Ein weiterer Stolperstein ist das Fehlen eines einheitlichen Lade-Standards. Viele Ladepunkte funktionieren mit unterschiedlichen Ladekarten oder Apps, die sich nicht immer ohne Weiteres im Ausland registrieren lassen. Zwar gibt es Anbieter wie Enel X oder Be Charge, die weite Teile Italiens abdecken, doch die Verfügbarkeit kann variieren. Ein Vorbereitungstipp: Die Nutzung einer Roaming-App wie Plugsurfing oder Shell Recharge ist hilfreich, da diese viele Netze in Italien abdeckt und so das Ladenetz vereinheitlichen kann.

Ein weiteres Problem ist die Zuverlässigkeit der Ladestationen. Nutzerberichte zeigen, dass einige Ladepunkte gelegentlich außer Betrieb sind oder Schwierigkeiten bei der Aktivierung über die jeweilige App oder Karte aufweisen. Gerade in kleinen Ortschaften und bei Einzelstationen ist es sinnvoll, vorab die Verfügbarkeit der Ladestation zu überprüfen und zur Sicherheit alternative Stationen entlang der Strecke einzuplanen.

Reiseplanung: Laden, Pause machen und Strecke kalkulieren

Die Reichweitenplanung und die daraus resultierenden Ladestopps erfordern eine genauere Vorbereitung als bei herkömmlichen Fahrzeugen. Die langen Fahrten über die Alpen und durch Italien bedeuten in der Regel, dass Ladestopps eingeplant werden müssen – oft an Schnellladestationen entlang der Route. Bei einer Reisedauer von acht bis zehn Stunden ab München oder Stuttgart bis nach Mittelitalien lassen sich diese Stopps jedoch gut als Pausen einbauen.

Das Fahren in Italien kann zudem eine Herausforderung sein, da der Verkehr in städtischen Gebieten wie Rom oder Mailand oft dicht ist und sich die Fahrweise von der in Deutschland gewohnten unterscheidet. Innerhalb der italienischen Städte bieten jedoch viele Parkhäuser und Einkaufszentren Ladepunkte an, was das urbane Fahren vereinfacht. Dank der Elektromobilität ist es in vielen italienischen Städten auch möglich, verkehrsberuhigte Bereiche (Zona Traffico Limitato, ZTL) zu befahren – jedoch nur nach vorheriger Anmeldung und Genehmigung.

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Ist die Zeit reif für eine E-Auto-Reise nach Italien?

Für die Anreise in den nördlichen Teil Italiens und bekannte Urlaubsregionen ist die E-Auto-Reise durchaus machbar und bietet eine nachhaltige und entspannte Alternative. Für Reisen in weniger erschlossene Gebiete oder abseits touristischer Routen bleibt die Ladeinfrastruktur jedoch noch eine Herausforderung. Hier heißt es: Ein bisschen Pioniergeist, gute Vorbereitung und Planung von Alternativen für den Notfall gehören aktuell noch mit dazu, damit die Reise genossen werden kann. Für ökologisch bewusste Reisende gilt es, auch die Möglichkeiten einer Reise mit dem Nachtzug nach Italien zu prüfen, und dann vor Ort auf einen Mietwagen zu setzen.