Vesuvausbruch in Oberhausen
Pompeji bleibt eine unerschöpfliche Quelle für archäologische Entdeckungen, die auch mehr als 275 Jahre nach seiner Wiederentdeckung immer wieder neue Schätze ans Licht bringt. Diese Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart wird in der immersiven Ausstellung „Die letzten Tage von Pompeji“ in Oberhausen der spanischen Eventschöpfer von „Madrid Artes Digitales“ auf eindrucksvolle Weise zum Leben erweckt – und der Ort selbst, die ehemaligen Hallen der „Babcock Borsig Werke“, verleiht der Ausstellung eine ganz besondere Dimension.

Die Fabrikhallen, die einst von zischendem Dampf und glühendem Metall erfüllt waren, bilden den idealen Schauplatz für die Inszenierung des Vesuvausbruchs. Es ist, als würde sich die industrielle Vergangenheit dieses Ortes mit der in der Antike erlebten Naturgewalt verbinden. Während ich durch die Ausstellung gehe, scheinen die Projektionen des Vulkans und das Echo der früheren Maschinen miteinander zu verschmelzen. Ich stelle mir vor, wie hier früher riesige Dampfkessel produziert wurden – ein Ort voller Energie und Bewegung, an dem es ebenso krachte, zischte und qualmte wie in Pompeji an jenem verhängnisvollen Tag am 24. Oktober im Jahre 79 nach Christi Geburt.
Die Projektionen, die das pulsierende Leben in Pompeji zeigen, entfalten in diesen Hallen eine besonders eindrückliche Wirkung. Ich sehe die geschäftigen Märkte, die prachtvollen Villen und die lebendigen Straßen, als würde ich gerade selbst hindurch spazieren. Doch dann beginnt der Vesuvausbruch. Die Dunkelheit bricht herein, ein Sturm aus Asche geht über der Stadt hernieder, begräbt alles Leben unter sich. Die monumentale Musik des Musicalkomponisten René Merkelbach, die auch einen Katastrophenfilm perfekt unterlegt hätte, lässt mich den Atem anhalten. Auch Virtuelle Realität vertieft diese Sinneseindrücke: Mit der VR-Brille nehme ich im Amphitheater Platz, höre das Stampfen der Gladiatoren, das Klirren der Schwerter und das Rufen der Menge. Später erkunde ich – wiederum mit VR-Brille – die Villa der Mysterien mit ihren faszinierenden Wandmalereien, die auch zum Höhepunkt eines jeden Besuches der „echten“ Ausgrabungsstätte des antiken Pompejis südlich von Neapel darstellen. Die Mischung aus antiker Kunst und moderner Technologie fasziniert mich.

Foto: Dieter Jaeschke
Zum Mythos der originalen Ausgrabungsstätte trägt ganz sicher bei, dass dort auch 275 Jahre nach der Wiederentdeckung immer noch spektakuläre Schätze gehoben werden, die vom Alltag einer hoch entwickelten Stadt in der römischen Antike zeugen. Einer der spektakulärsten Funde jüngster Zeit ist ein luxuriöses privates Badehaus, das möglicherweise das größte seiner Art in Pompeji ist. Es wurde in einer herrschaftlichen Residenz entdeckt und ist erstaunlich gut erhalten. Das Badehaus umfasst verschiedene Räume mit unterschiedlich temperierten Becken. Die Wände sind mit Szenen aus der griechischen und römischen Mythologie bemalt, und die rote Farbe leuchtet noch immer.
Bei den Ausgrabungen eines großen Grabes stießen Archäologen erst Ende März 2025 auf zwei fast lebensgroße Skulpturen eines Mannes und einer Frau. Die Experten gehen davon aus, dass die Statue Ceres darstellen könnte, die römische Göttin des Ackerbaus und der Fruchtbarkeit. In dem Grab wurden mehrere Nischen mit hochwertigen Beigaben gefunden, die für diese These sprechen.
Diese Funde erinnern daran, dass Pompeji, ebenso wie die alten Hallen der „Babcock Borsig Werke“, voller Geschichten und Überraschungen steckt. Beide Orte sind lebendige Zeugnisse ihrer Epochen – der eine als archäologisches Wunder, der andere als Sinnbild der industriellen Revolution. Am Ende der Ausstellung, die am Standort Oberhausen von „FKP Scorpio Entertainment“ betreut wird, bleibe ich vor einer Projektion Pompejis stehen, das in voller Pracht gezeigt wird. Um mich herum höre ich immer noch das imaginäre Zischen und Krachen – ein Sinnesrausch, der die Verbindung zwischen der Naturgewalt des Vesuvausbruchs und der industriellen Energie dieser Hallen für mich unvergesslich macht. Die Ausstellung erinnert mich daran, wie sehr uns Geschichte und Technik immer wieder zum Staunen bringen können. Wunderbar geeignet für einen Familienausflug und zur Vor- oder Nachbereitung eines Besuches der „echten“ Ausgrabungsstätte in Süditalien.
Immersive Ausstellung „Die letzten Tage von Pompeji“
Info und Tickets (ab 24 Euro) auf der Website des Veranstalters.
Öffnungszeiten
Sonntag-Mittwoch: 9-20 Uhr
Donnerstag-Samstag: 9-21 Uhr