Die Münchner Initiative “Un’altra Italia” (“ein anderes Italien”) entspringt dem Wunsch vieler italienischer und nichtitalienischer Bürger, ihre Kenntnisse einer neuen italienischen Wirklichkeit zu vertiefen, welche im Ausland weitgehend unbekannt ist. Denn aus dem liebsten Land der Deutschen kommen in den Medien oft keine gute Nachrichten.
Nach der Verleihung des Geschwister-Scholl-Preises an Roberto Saviano am vergangenen Montag, sind nun weitere Persönlichkeiten zu Gast in München, die ihr Lebenswerk der Aufklärung und Bekämpfung organisierter Kriminalität gewidmet haben. Am kommenden Samstag (21.11.2009) finden sich im Rahmen einer umfangreichen Veranstaltungsreihe drei Menschen zu einem Gespräch zusammen, die sich dem Kampf gegen die organisierte Kriminalität verschrieben haben, und das Thema aus drei unterschiedlichen Perspektiven kennen:
Nicola Gratteri, der leitende Oberstaatsanwalt Kalabriens, der unter anderem in den Duisburg-Morden ermittelt hat und auf zahlreiche Ermittlungserfolge zurückblicken kann, führt ein Gespräch mit dem deutschen Journalisten und Experten Jürgen Roth über die Mafia in Deutschland, über problematische Lücken in der deutschen und italienischen Gesetzgebung im Vergleich, sowie über positive Impulse zum Wiederaufbau legaler und rechtsstaatlicher Strukturen, wie sie etwa die Bewegung Libera Terra in Süditalien vorantreibt. Die Moderation hält Michele Curto, Vorsitzender des Netzwerks FLARE International, welches Antimafia-Initiativen über nationale Grenzen hinweg koordiniert. Die Zuschauer können das Gespräch dank Simultanübersetzung per Kopfhörer wahlweise auf deutsch oder italienisch mitverfolgen und im Anschluss Fragen stellen.
Unter dem Vorwand des Schutzes der Privatsphäre versucht die Regierung Berlusconi den Einsatz von Abhörmaßnahmen drastisch zu reduzieren. Kritiker befürchten, dass äußerst probate Beweismittel wie die Telefonüberwachung fast vollständig verloren gehen, und es nahezu unmöglich wird, organisierten Banden das Handwerk zu legen. Auch viele weitere Reformbestrebungen haben zur Folge, dass die Methoden und die Effizienz der Strafverfolgungsbehörden entschärft werden. Womöglich mit verheerenden Folgen, wie zahllose Experten und Kritiker behaupten.
Trotz all dieser Schwierigkeiten muss man einsehen, dass Italiens Gerichte eine langjährige Erfahrung mit organisierter Kriminalität besitzen. Zwar gilt gerade in Italien das deutsche Rechtssystem vielen als Vorbild. Doch angesichts der zugenommenen Bedrohung durch Terrorismus und organisierte Kriminalität ist die Frage wieder aktuell: Sollte sich Deutschland bei Italien gesetzgeberische Strategien abschauen? Soll die Kronzeugenregelung wieder eingeführt werden?
Diese und weitere Themen werden Gegenstand des Gesprächs sein. Im Anschluss ist das Publikum eingeladen, den Rednern Fragen zu stellen.
Veranstaltungsprogramm als PDF
Website des Circolo Cento Fiori
Reservierung unter unaltraitalia_ tickets@yahoo.de
Mobil: 0179/548 89 93 oder 0176/53 51 28 98