Regie: Sergio Rubini
Drehbuch: Domenico Starnone, Carla Cavalluzzi, Sergio Rubini
Kamera: Fabio Cianchetti
Schnitt: Esmeralda Calabria
Musik: Nicola Piovani
Darsteller: Sergio Rubini (Ernesto), Valeria Golino (Franca), Riccardo Scamarcio (Pinuccio), Fabrizio Gifuni (Gabriele), Guido Giaquinto (Gabriele als Kind), Margherita Buy
Italien 2009, 117 Minuten, OmdtU
Gabriele Rossetti fährt in sein apulisches Heimatdorf, um seinen todkranken Vater ein letztes Mal zu sehen. Die Begegnung weckt in ihm Erinnerungen an seine ebenso idyllische wie aufregende Kindheit, als er mit dem Blick des aufgeweckten Jungen das oft merkwürdige Treiben der Erwachsenen beobachtet: da ist die liebevolle Mutter, die gerne Gespräche mit Verstorbenen führt, der schwärmerische Onkel Pinuccio und vor allem der Vater Ernesto – der Bahnhofsvorsteher mit einem Faible für Paul Cézanne. Doch die eigenen künstlerischen Ambitionen des Vaters erfüllen sich nicht, er wird zunehmend verbittert und entfremdet sich von seiner Familie. Umso mehr blüht die Fantasie seines Sohnes: er begegnet in Schränken versteckten Harlekins, den Geistern der Großeltern und auch einem „Mann in schwarz“, der Bonbons von einer Lokomotive wirft. Vielleicht wird Gabriele am Schluss seinen Vater besser verstehen…
Schauspieler und Regisseur Sergio Rubini ist seit vielen Jahren der filmische Poet des italienischen Südens und speziell seiner Heimat Apulien; mit “La terra” gewann er 2007 den Cinema Italia-Publikumspreis. Auch in L’uomo nero gelingt es ihm mit ebensoviel Humor wie Zärtlichkeit, die Atmosphäre, die Farben, die Charaktere und das Lebensgefühl des Südens einzufangen.
Der Ausgangspunkt für L’uomo nero waren die Erinnerungen an meine Kindheit. Mein Ko-Autor Domenico Starnone – dessen Vater ebenfalls Eisenbahner sowie Künstler war – und ich haben dann die einzelnen Versatzstücke unserer Geschichten, die sich über drei Generationen erstrecken, zu einem Ganzen zusammengefügt. Man forscht immer bei sich selbst nach, wenn man etwas erzählen möchte. Andererseits gebe ich zu, dass man bei einer autobiographischen Geschichte eigentlich am meisten lügt, weil man das erzählt, was man leben wollte, und nicht das, was man gelebt hat.
Sergio Rubini
Eine äußerst gelungene (Familien)komödie – brillante Schauspieler, wunderbare Fotografie, perfekter Schnitt –, gleichzeitig aber auch eine vielschichtige Reflexion über volkstümliche Kreativität sowie über deren Verachtung von Seiten der Intellektuellen. In gewisser Weise will der Film aber auch den Kritikern unter uns etwas sagen, und wir täten gut daran, ganz genau hinzusehen, denn Sergio Rubini möchte uns daran erinnern, dass hinter jeder kreativen Arbeit viel Liebe und Herzblut stecken.
Alberto Crespi, L’Unità
Inszeniert mit einem treffenden Blick auch für kleine Details, ist L’uomo nero nicht nur eine klassische Geschichte aus der Provinz mit farbigen Charakteren, sondern der Film dringt tiefer in die Persönlichkeit seiner Figuren ein, zeigt ihre Leidenschaften, Vorurteile, Sehnsüchte und die tausend Widersprüchlichkeiten, die das Wesen des Menschen ausmachen. So wie Ernesto, der Vater, der zerrissen ist zwischen der Liebe zu seiner Familie und seinen Träumen vom Künstler-Sein, oder der Onkel Pinuccio, ein Luftikus ohne emotionale Bindungen, für den aber die Familie doch den einzigen sicheren Halt bietet. Eine atypische Komödie, die eher auf Nachdenklichkeit als nur auf Gelächter abzielt.
Giorgio Lazzari, Non Solo Cinema
Sergio Rubini wurde 1959 in Grumo Appula (Bari) geboren. Er besuchte die Accademia d’Arte Drammatica (Rom) und begann in den 80er Jahren im Theater als Schauspieler und Regisseur. Im Kino debütierte er 1987 unter Federico Fellinis Regie in “Intervista”. Seine Laufbahn als Filmregisseur begann 1990 mit “La stazione”.
Spielfilme: La stazione (1990), La bionda (1992), Prestazione straordinaria (1994), Il viaggio
della sposa (1998), Tutto l’amore che c’è (2000), L’anima gemella (2003), L’amore ritorna (2004), La terra (2006), Colpo d’occhio (2008), L’uomo nero (2009).