Regie: Susanna Nicchiarelli
Drehbuch: Susanna Nicchiarelli, Teresa Ciabatti
Kamera: Gherardo Gossi
Schnitt: Stefano Cravero
Ausstattung: Alessandro Vannucci
Musik: Gatto Ciliegia contro il Grande Freddo, Max Casacci
Darsteller: Miriana Raschillà (Luciana), Claudia Pandolfi (Rosalba), Sergio Rubini (Armando), Pietro Del Giudice (Arturo), Susanna Nicchiarelli (Marisa), Angelo Orlando (Leonardo)
Italien 2009, 85 Minuten, OmdtU
Es ist das Jahr 1957 in Italien, und die Sowjets haben just die Hündin Laika ins All geschossen. Luciana ist neun Jahre alt, läuft bei der Erstkommunionsfeier aus der Kirche weg und erklärt ihrer verdatterten Familie: “Ich gehe da nicht mehr hin, ich bin Kommunistin!” Angestachelt von ihrem älteren Bruder, begeistert sie sich für die sowjetische Raumfahrt und fiebert mit, wenn es darum geht, schneller als die Amerikaner zu sein.
1963 ist Lucia 15 Jahre alt, Mitglied des kommunistischen Jugendverbandes, engagiert sich leidenschaftlich für die Ideale der Revolution und schwärmt für den gutaussehenden Gruppenleiter. Aber Luciana ist zu impulsiv und zu unkonventionell. Bald muss sie feststellen, dass Frauen, die Ideen haben und versuchen sich durchzusetzen, auch unter Kommunisten nicht unbedingt erwünscht sind. Ihre jungen Genossen nehmen sie nicht ernst und knutschen lieber mal mit hübschen Bürgerstöchtern.
Als die Lage sich zuspitzt, ist ihr Bruder nicht da, um sie zu unterstützen, wie in der Kindheit. Luciana muss, genau wie Valentina Tereschkowa, die erste weibliche Kosmonautin, ihre Probleme ganz alleine lösen.
Humorvoll, selbstironisch und zugleich präzise in den zeithistorischen Details erzählt Susanna Nicchiarelli vom Erwachsenwerden ihrer sympathisch-aufmüpfigen Heldin. Beim Frauenfilmfestival Köln-Dortmund 2010 gewann sie mit Cosmonauta den Hauptpreis als Bester Film.
Mit der Geschichte von Luciana wollte ich zugleich auch einen Teil der Geschichte meines Landes, der Geschichte Italiens, erzählen. Darüber hinaus zeigt Lucianas Geschichte aber auch noch etwas anderes: Sie illustriert, dass wir unsere Identität oftmals durch die Zugehörigkeit zu einer Gruppe suchen, durch Definitionen, die andere festgelegt haben –, wo wir sie doch eigentlich bei uns selbst suchen müssten. Lucianas Erfahrungen zeigen inwieweit man lernen muss, mit Niederlagen umzugehen, um wahrhaftig wachsen zu können.
Susanna Nicchiarelli
Das Erstlingswerk der 34jährigen Regisseurin Susanna Nicchiarelli, die mit dem Doktor in Philosophie und einem erfrischenden Humor ausgestattet ist, wurde auf den Filmfestspielen in Venedig begeistert aufgenommen. Cosmonauta besticht durch seinen ungezwungenen Ton sowie durch die Leichtigkeit, mit der aus dem Italien der fünfziger und sechziger Jahre der Hintergrund für die emotionale Entwicklung der jungen Rebellin aus Roms Außenbezirken gebildet wird.
Fabio Ferzetti, Il Messaggero
Die 60er Jahre waren die Zeit der großen Utopien und radikalen politischen Gesinnungen, trotz unzähliger Enttäuschungen, die die Politik den Aktivisten des PCI zwangsläufig bescherte. Doch Cosmonauta ist auch eine sehr persönliche Geschichte, getragen vom humoristischen Ton eines jungen Mädchens, das sich aufgeschlossen, entschlussfreudig und herrlich impulsiv gibt und darüber hinaus mit den intellektuellen wie emotionalen Wirrungen des Erwachsenwerdens zu kämpfen hat.
Davide Turrini, Liberazione
Susanna Nicchiarelli wurde 1975 in Rom geboren.
Spielfilme: Cosmonauta (2009).