Die Festivaltournee Cinema Italia ist eine Erfolgsgeschichte: Zum 20. Mal gibt es Gelegenheit, neue anspruchsvolle italienische Produktionen im Original mit deutschen Untertiteln zu sehen; Filme, die in ihrem Heimatland bereits erfolgreich gestartet sind, an Festivals teilgenommen und Preise gewonnen haben. Im Jubiläumsjahr wird wieder eine interessante Auswahl künstlerisch engagierter Filme geboten, die alle auch etwas über das Italien von heute erzählen. Mehrere Filme handeln von der Lebenswelt und den Problemen junger Leute, aber es geht auch um den Dialog zwischen den Generationen, um Liebe und um Politik, Komödien sind ebenso vertreten wie Dramen.
2017 macht die Cinema Italia-Tournee in 34 deutschen Städten Station. Zwei neue Kinos sind als Teilnehmer mit dabei: das “Capitol“ in Marburg und das „Filmforum Höchst“ in Frankfurt. Die Veranstalter haben in den Kinos Stimmkarten ausgelegt, mit den Stimmen der Zuschauer wird der Lieblingsfilm der Tournee gewählt, der den Cinema Italia-Publikumspreis erhält.
Programm
Fiore – Blume
Die Blume der Liebe blüht auch hinter den Mauern einer Jugendhaftanstalt. Daphne sitzt wegen Raubüberfällen und verliebt sich in Josh, der wegen ähnlicher Delikte hier ist. Doch männliche und weibliche Insassen sind strikt voneinander getrennt. Die Gefühle, die zwischen Daphne und Josh entstehen, leben nur von ihren Blicken von einer Zelle zur anderen, von kurzen Unterhaltungen durch die Gitterstäbe und einigen heimlich geschmuggelten Briefen. Kann die Macht der Gefühle alle Mauern niederreißen? Daphne und Josh wagen einen Ausbruch…
Ein kraftvoller Film im besten Geist des Neorealismus: gedreht in einem echten (wenngleich leerstehenden Gefängnis), mit zwei jugendlichen Debutanten in den Hauptrollen, deren reale Lebensgeschichten Bestandteil der Handlung wurden. Regisseur Claudio Giovannesi erzählt berührend von eingesperrten Gefühlen und Sehnsüchten – nach Freiheit wie nach Liebe.
Indivisibili – Unzertrennlich
Viola und Daisy sind 18, musikbegabt – und siamesische Zwillinge, die an der Hüfte zusammengewachsen sind. In ihrem Heimatort Castel Volturno bei Neapel werden sie als glückbringendes Wunder der Natur verehrt. Ihr zwielichtiger Vater nutzt ihr Talent aus, indem er sie an kirchlichen Zeremonien teilnehmen und auf Hochzeiten und Festen sentimentale Schlager singen lässt. Mit ihren Auftritten ernähren sie die ganze Großfamilie. Das geht so lange gut, bis Viola sich eines Tages verliebt und die Zwillinge herausfinden, dass sie mit einer Operation getrennt werden könnten. Doch Eltern, Verwandte, Mitbürger, sogar die katholische Kirche, alle sehen auf einmal ihre Interessen bedroht …
Ein ungewöhnlicher Film mit hypnotischer Bildsprache, zwischen krassem Realismus und Surrealismus, der untergründig auch komplexe Themen wie Identität und Individualität verhandelt. Nominiert für nicht weniger als siebzehn nationale Filmpreise „David di Donatello“, wurde Indivisibili am Ende sechsmal ausgezeichnet. Viola und Daisy werden von den realen Zwillingsschwestern Angela und Marianna Fontana kongenial verkörpert.
Lasciati andare – Lass Dich gehen
Der Psychoanalytiker Elia erlebt täglich so viele Emotionen seiner Patienten, dass er sie im eigenen Leben lieber fernhält. Er wahrt stets professionelle Distanz, nur seine Leidenschaft zu Süßspeisen kriegt er nicht unter Kontrolle. Bald setzt ihn sein Arzt auf Diät und schickt ihn ins Fitnessstudio. Dort trifft er auf die quirlige junge Trainerin Claudia, die es eher mit dem Körperkult als mit der Seele hält und wenig Verständnis für aus der Form geratene Intellektuelle wie Elia hat. Vor allem hat sie das Talent, jeden, der ihr über den Weg läuft, in ihre persönlichen Schwierigkeiten zu verstricken. Und Claudia steckt immer in seltsamen Schwierigkeiten. Aktuell ist ihr ein jugendlicher Gangster auf den Fersen, und ehe er sich versieht, gerät Elias Leben mehr in Schwung als er sich das jemals hätte träumen lassen…
Ein großer Spaß ganz im Geist der klassischen Screwball-Komödie, mit pointierten Wortgefechten, haarsträubenden Situationen und zwei brillanten Hauptdarstellern. Wer hätte gedacht, dass Toni Servillo so komisch sein kann?
L’ora legale – Ab heute sind wir ehrlich
Die Kleinstadt Pietrammare in Sizilien leidet unter der Misswirtschaft des langjährigen korrupten Bürgermeisters Gaetano Patanè, der alle Tricks kennt und politische Gegner rechtzeitig auszuschalten versteht. Bei den anstehenden Wahlen traut sich einzig der integre, aber unerfahrene Lehrer Pierpaolo Natoli als Außenseiter gegen ihn anzutreten. Patanè ist siegessicher, doch das Wunder geschieht: Die Einwohner haben die Nase voll vom Sumpf der Korruption und wählen Natoli zum neuen Bürgermeister. Der hält sein Wahlversprechen und regiert die Stadt ab sofort kompromisslos nach den Prinzipien von Ordnung, Ehrlichkeit und Gesetzestreue. Das hatte natürlich niemand erwartet. Schon bald ebbt die Begeisterung der Wähler ab und die ersten Bürger fordern die Rückkehr zum alten, bequemeren System…
Das sizilianische Komikerduo (Salvo) Ficarra und (Valentino) Picone, stets gemeinsam als Autoren, Regisseure und Hauptdarsteller ihrer Filme tätig, ist in Italien ungemein populär. Mit der frechen politischen Satire L’ora legale haben die beiden wieder einmal voll ins Schwarze getroffen: der Film verzeichnete schon am Startwochenende über 500.000 Besucher und wurde zum größten Komödienerfolg dieses Jahres.
La Ragazza Del Mondo – Die Welt der anderen
Giulia und ihre Familie leben nach den strengen Regeln und Glaubenssätzen der Zeugen Jehovas. Mit ihrer Mutter Costanza zieht sie von Haus zu Haus, um neue Mitglieder anzuwerben. So lernt sie den rauen, aber attraktiven Libero kennen, der gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde. Er findet bei Giulias Vater Celestino Arbeit in dessen Werkstatt. Giulia verliebt sich auf der Stelle in Libero und lernt durch ihn eine völlig andere Welt kennen. Doch die Liebe zu einem Mann, der nicht der Sekte angehört, ist verboten. Giulia ahnt, dass ihre Entscheidung schwerwiegende Konsequenzen haben wird.
Marco Danielis mitreißender Debutfilm wirft mit intensiven Bildern einen Blick in die verschlossene Welt der Zeugen Jehovas, die nicht nur im Kino fast unbekannt ist. Im Mittelpunkt steht eine junge Frau, die entdeckt, dass sie ein anderes Leben haben könnte: ein Leben, das sie sich selbst aussucht. Herausragend die beiden jungen Schauspieler Sara Sarraiocco und Michele Riondino, die beim Festival von Venedig mit dem Pasinetti-Preis als beste Darsteller ausgezeichnet wurden.
La Tenerezza – Die Zärtlichkeit
Lorenzo ist Rechtsanwalt im Ruhestand und lebt als Witwer allein in einer schönen Wohnung im Zentrum Neapels. Er versprüht stets schlechte Laune und hat sich einen emotionalen Schutzpanzer zugelegt, sicherheitshalber. Dasselbe haben seine erwachsenen Kinder getan, mit denen er möglichst wenig zu tun haben will. Als nebenan neue Nachbarn einziehen, funktioniert das mit dem Panzer nicht mehr so ganz. Lorenzo ist zu seinem eigenen Erstaunen gern bei Michela, der jungen Frau, er redet mit Fabio, ihrem Ehemann, und spielt mit den Kindern. In dieser augenscheinlich glücklichen Familie erkennt er, wie seine eigene Familie hätte sein können, aber niemals war. Doch ein schreckliches Ereignis scheint alles unwiederbringlich zu zerstören…
Zwei Familien, die auf schicksalhafte Weise miteinander verbunden werden, und ein verbitterter alter Mann, der sich langsam wieder öffnet und das Gefühl der Zärtlichkeit wiederfindet. Auch über die Katastrophe hinaus. Gianni Amelio, einer der großen Altmeister des italienischen Kinos, konnte für seinen bewegenden neuen Film mit Elio Germano, Giovanna Mezzogiorno, Micaela Ramazzotti, Greta Scacchi und Renato Carpentieri ein herausragendes Schauspielerensemble gewinnen.
Veranstaltungsorte
14.09. bis 24.09. | Hamburg |
14.09. bis 20.09. | Braunschweig |
14.09. bis 20.09. | Hannover |
14.09. bis 20.09. | Köln |
21.09. bis 27.09. | Dresden |
21.09. bis 27.09. | Düsseldorf |
21.09. bis 04.10. | Bielefeld |
24.09. bis 04.10. | Oldenburg |
28.09. bis 04.10. | Stuttgart |
28.09. bis 04.10. | Bremen |
05.10. bis 11.10. | Mannheim |
05.10. bis 11.10. | München |
12.10. bis 18.10. | Pforzheim |
12.10. bis 18.10. | Bonn |
12.10. bis 18.10. | Wiesbaden |
19.10. bis 25.10. | Leipzig |
02.11. bis 08.11. | Karlsruhe |
02.11. bis 08.11. | Heidelberg |
09.11. bis 15.11. | Würzburg |
09.11. bis 15.11. | Kiel |
09.11. bis 15.11. | Darmstadt |
09.11. bis 15.11. | Münster |
16.11. bis 22.11. | Lübeck |
16.11. bis 22.11. | Lich |
23.11. bis 29.11. | Regensburg |
23.11. bis 29.11. | Bamberg |
23.11. bis 29.11. | Kassel |
23.11. bis 29.11. | Göttingen |
30.11. bis 13.12. | Frankfurt am Main |
30.11. bis 06.12. | Saarbrücken |
30.11. bis 06.12. | Nürnberg |
30.11. bis 06.11. | Marburg |
07.12. bis 13.12. | Freiburg |
07.12. bis 13.12. | Berlin |